AT_DE_cFAQ_ABE077_REAL_WORLD_EVIDENCE_EBC

Praxisbasierte Evidenz für Brustkrebs im Frühstadium

Genomische Tests bei Brustkrebs im Frühstadium und geografische Variabilität

Von Juli 2019 bis Oktober 2019 füllten 320 Ärzte in der EU5 (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien), den USA und Japan Patientenaktenformulare für HR +, HER2-Patienten mit EBC aus, die in den letzten 12 Monaten eine adjuvante Therapie erhalten hatten.1

Es gab 2447 Patientenakten. Die Häufigkeit der neoadjuvanten und adjuvanten Therapie variierte je nach Region. Die Rate der genomischen Tests bei Patienten, die eine neoadjuvante Therapie erhalten hatten, betrug

15,8 % in der EU5
26,5 % in den USA und
18,3 % in Japan.1

Die genomischen Testmuster variierten auch je nach erhaltener Therapie und geografischer Region, wie zusammengefasst in Genomische Tests und Assays nach geografischer Region und Behandlung des EBC.1

Genomische Tests und Assays nach geografischer Region und Behandlung des EBC1
Testa, n (%)	EU5b Neoadjuvantc n = 293	EU5b Nur adjuvant n = 1566	USA Neoadjuvantc n = 92	USA Nur adjuvant n = 255	Japan Neoadjuvantc n = 44	Japan Nur adjuvant n = 197
BRCA1	100 (34,1)	236 (15,1)	42 (45,7)	96 (37,6)	8 (18,2)	13 (6,6)
BRCA2	91 (31,1)	209 (13,3)	31 (33,7)	87 (34,1)	2 (4,5)	3 (1,5)
Ki-67	195 (66,6)	1121 (71,6)	31 (33,7)	73 (28,6)	9 (20,5)	85 (43,1)
OncotypeDx	57 (19,5)	223 (14,2)	31 (33,7)	125 (49)	13 (29,5)	30 (15,2)
MammaPrint	16 (5,5)	74 (4,7)	10 (10,9)	15 (5,9)	10 (22,7)	9 (4,6)
Adjuvant! Online	23 (7,8)	120 (7,7)	2 (2,2)	7 (2,7)	1 (2,3)	26 (13,2)

Abkürzungen: BRCA = Brustkrebs-Anfälligkeitsgen (breast cancer susceptibility gene); EBC = Brustkrebs im Frühstadium (early breast cancer), EU = Europäische Union.

aEndoPredict, Brustkrebsindex, Mammostrat, PAM50 ausgelassen (% Verwendung < 10 %).

bUmfasst Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien.

cSchließt eine nicht-endokrine Therapie aus.

In einer Querschnitt-Beobachtungsstudie in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien, den USA und Japan wurden 765 Ärzte zur Verwendung genomischer Assays zur Bewertung des Rezidivrisikos befragt. Von März 2019 bis September 2019 füllten in jedem Land 20 bis 64 Ärzte Patientenaktenformulare für bis zu 8 geeignete Patienten mit HR +, HER2-EBC aus.2

In den USA (n = 176), Großbritannien (n = 52) und Spanien (n = 100) berichteten Ärzte über die höchste Verwendung genomischer Assays und in Japan (n = 134) berichteten Ärzte über die niedrigste Verwendung. Die Patienten wurden wie folgt kategorisiert:

geringes bis mittleres Rezidivrisiko (US 61 %; Spanien 57 %; UK 65 %; Japan 13 %) und
mittleres bis hohes Rezidivrisiko (US 64 %; Spanien 67 %; UK 65 %; Japan 20 %).2

Es wurden Patientenakten für 2447 Patienten, darunter 98 % Frauen, mit einem Durchschnittsalter von 59,6 Jahren ausgefüllt. Von den 765 befragten Ärzten untersuchten 729 Ärzte einige oder alle ihrer Patienten mit EBC hinsichtlich des Rezidivrisikos. Dabei war Oncotype DX der am häufigsten verwendete genomische Assay und machte 67 % der genomischen Assays aus, die zur Beurteilung des Rezidivrisikos verwendet wurden. Die Häufigkeit der Oncotype DX-Tests variierte nach

Stadium
Tumorgrad
Tumorgröße und
Alter wie in Häufigkeit von Oncotype DX-Tests bei HR+, HER2- EBC-Patienten dargestellt.2

Darüber hinaus war der Oncotype DX-Test bei knotenpositiven Patienten weniger häufig. Er wurde bei 14 % der 733 knotenpositiven Patienten durchgeführt, im Vergleich zu 23 % der 1593 knotennegativen Patienten (p < 0,0001).2

Häufigkeit von Oncotype DX-Tests bei HR+, HER2- EBC-Patienten2
	Häufigkeit der Oncotype DX-Tests
		n (%)	p-Wert
Stadiuma	I	194/755 (26)	< 0,0001
	II	221/1130 (20)
	III	56/505 (11)
Tumorgradb	Grad 1	100/484 (21)	< 0,0001
	Grad 2	203/908 (22)
	Grad 3	44/384 (12)
Tumorgrößec	< 2 cm	161/865 (19)	0,0503
	2–5 cm	254/1265 (20)
	> 5 cm	11/105 (11)
Alterd	≤ 50 Jahre	161/657 (25)	0,0003
Alterd	> 50 Jahre	318/1790 (18)	0,0003

Abkürzungen: EBC = Brustkrebs im Frühstadium (early breast cancer); HER2- = humaner epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor 2-negativ; HR + = Hormonrezeptor-positiv.

aDie Testhäufigkeit war bei Patienten im Stadium 3 geringer. Ähnliche Muster wurden in den meisten Ländern beobachtet, waren jedoch häufig statistisch nicht signifikant. Deutschland hatte eine ähnliche Verwendung über alle Stadien hinweg (~ 20 %).

bDie Häufigkeit der Tests war bei Patienten mit Tumoren des Grades 3 geringer. Ähnliche Muster wurden in allen Ländern beobachtet, mit Ausnahme von Großbritannien und Spanien, wo Tests bei Patienten mit Tumor 1. Grades weniger häufig durchgeführt wurden, aber statistisch nicht signifikant waren.

cDie Häufigkeit der Tests war bei Patienten mit großen Tumoren geringer. Ähnliche Muster wurden in den meisten Ländern außer Italien beobachtet, waren jedoch allgemein statistisch nicht signifikant.

dDie Testhäufigkeit war bei Patienten im Alter von > 50 Jahren geringer. Ähnliche Muster wurden in verschiedenen Ländern beobachtet und waren in Deutschland (p = 0,0029) und Italien (p < 0,0001) signifikant. In den USA und Japan fielen die Tests in den verschiedenen Altersgruppen jedoch sehr ähnlich aus.

Bei den Oncotype DX-Tests wurden in den meisten Ländern ähnliche Muster beobachtet, die jedoch häufig statistisch nicht signifikant waren.

Wichtige Unterschiede:

Deutschland zeigte über alle Stadien hinweg eine konstante Verwendung (~ 20 %).
Großbritannien und Spanien führten weniger häufig Tests bei Patienten mit Tumoren des Grades 1 durch.
Italien hatte unterschiedliche Testmuster basierend auf der Tumorgröße.
In den USA und Japan war die Testhäufigkeit in den verschiedenen Altersgruppen ähnlich.
Deutschland und Japan verwendeten Oncotype DX-Tests häufiger für knotenpositive Patienten als für knotennegative Patienten.2

Verwendung von Ki-67-Tests bei Brustkrebs im Frühstadium

Erwachsene Patienten mit HR +, HER2- EBC, die in Gemeinschaftspraktiken behandelt wurden, wurden in eine retrospektive Kohorten-Beobachtungsstudie aufgenommen, um die Verwendung und das Scoring von Ki-67-Tests zu bewerten.3

In dieser Stichprobe erhielten 555 von 567 Patienten eine systemische Therapie für EBC. Die anfänglichen Tumorstadien für die Gesamtpopulation umfassten

Stadium I (n = 63)
Stadium II (n = 370)
Stadium III (n = 121) und
unbekannt (n = 13).3

Von den 555 Patienten erhielten 91 (16 %) Patienten eine neoadjuvante Therapie und 525 (95 %) eine adjuvante Therapie. Adjuvante Therapien umfassten

ET-haltiges Schema (82 %)
Chemotherapie (53 %)
Chemotherapie gefolgt von ET (33 %)3

Unter den Patienten mit 1 bis 3 positiven Knoten (n = 258) wurden 61 Patienten (24 %) auf Ki-67-Expression getestet, von denen 33 (54 %) einen Score von ≥ 20 % hatten.3

Nach dem Ki-67-Test

erhielten 59 % aller getesteten Patienten eine Chemotherapie
und 67 % der Patienten mit Ki-67 ≥ 20 % erhielten eine Chemotherapie.3

Analysen zeigten, dass klinische oder pathologische Faktoren keine Prädiktoren für Ki-67-Tests waren. Personen ohne Versicherung erhielten jedoch seltener Ki-67-Tests (p < 0,0003).3

Bei den getesteten Personen (n = 130) waren Tumore des Grades 2 (p = 0,0027) und des Grades 3 (p < 0,001) Prädiktoren für Ki-67-Scores ≥ 20 %. Insgesamt waren Ki-67-Scores ≥ 20 % bei Patienten mit Tumoren des Grades 2 (64 %) und des Grades 3 (94 %) häufig. 28 % der Patienten mit Tumoren des Grades 1 hatten jedoch auch Ki-67 ≥ 20 %.3

Klinische und pathologische Merkmale mit hohem Risiko und Mortalität bei EBC

In einer retrospektiven Analyse wurden Registerdaten aus Surveillance, Epidemiology, and End Results (SEER) verwendet, um die Beziehung zwischen klinischen und pathologischen Merkmalen mit hohem Risiko und Mortalität nach EBC-Subtyp zu bewerten.4

Bei Patienten mit HR+, HER2-EBC war eine Erkrankung des Grades 3 der wichtigste Faktor für die Vorhersage der Mortalität, außer bei Patienten mit einer Erkrankung im Stadium III, bei denen das fortgeschrittene Alter den größten Einfluss hatte.4

Bei zusätzlichen Analysen der SEER-Registerdaten wurden Patienten identifiziert, die die in der monarchE-Studie definierten klinisch-pathologischen Kriterien für ein hohes Risiko erfüllten. Von den Patienten im Register mit HR+, HER2-EBC erfüllten 28.619 (12 %) die Kriterien für ein in der monarchE-Studie definiertes hohes Risiko und 209.603 (88 %) erfüllten diese Kriterien nicht. In dieser Untergruppe von EBC-Patienten war die Mortalität bei Patienten, die die monarchE-Kriterien für ein hohes Risiko erfüllten, signifikant höher als bei denen, die diese Kriterien nicht erfüllten (Risikoquotient [HR] = 2,58; 95 % CI: 2,41–2,76).4

Darüber hinaus erfüllten nicht hispanische schwarze und spanische, hispanische, und Latino-Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit die monarchE-Kriterien für ein hohes Risiko im HR+, HER2-EBC-Subtyp, was möglicherweise eine ethnische Ungleichheit bei der HR+, HER2-EBC-Behandlung und -Versorgung darstellt.4

Persistenz mit adjuvanter endokriner Therapie bei Patienten mit EBC mit hohem Rezidivrisiko

Eine retrospektive Kohorten-Beobachtungsstudie mit 4028 Patienten wurde durchgeführt, um die Zeit vom Beginn bis zum Absetzen der adjuvanten ET (Behandlungspersistenz) bei Patienten mit hohem Rezidivrisiko basierend auf klinisch-pathologischen Kriterien zu bewerten, die in der monarchE-Studie verwendet wurden. Von Flatiron Health Electronic Health Record (EHR) abgeleitete, anonymisierte Datenbank von US-Patienten, bei denen von Januar 2011 bis September 2020 EBC diagnostiziert wurde.5 Während der Studienphase stammten die anonymisierten Daten von etwa 280 US-Krebskliniken (~ 800 Behandlungsorte). 5

Die ausgewählten Patienten

waren erwachsene Frauen oder Männer mit der Diagnose HR+, HER2-EBC (Stadium IA-IIIC),
wiesen keine Hinweise auf Fernmetastasen auf und
hatten eine chirurgische Resektion und eine adjuvante ET erhalten.5

Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt.5

Gruppe A umfasste Patienten mit klinisch-pathologischen Merkmalen, die auf ein hohes Rezidivrisiko hindeuten, einschließlich
- ≥ 4 positive axilläre Lymphknoten (ALN) oder
- 1–3 positive ALN und
  - Erkrankung des Grades 3
  - Tumorgröße ≥ 5 cm oder
  - Ki-67 ≥ 20 %.5

Gruppe B umfasste Patienten mit einer Erkrankung im Stadium IA-IIIC, die diese Kriterien für hohes Risiko nicht erfüllten.5

Die Dauer der adjuvanten ET vom Beginn bis zum Absetzen wurde zwischen den beiden Gruppen verglichen. Es wurde von einem Abbruch der ET ausgegangen, wenn Patienten nach ihrem letzten Behandlungsdatum eine Behandlungslücke von > 90 Tagen hatten, wie in der EHR dokumentiert.5

Patienten, deren letzte ET ≤ 90 Tage nach September 2020 stattgefunden hatte, wurden zensiert. Rezidive oder Todesfälle während der ET wurden bei der Schätzung der kumulativen Inzidenzfunktionen der Nichtpersistenz als konkurrierende Risiken behandelt.5

Ergebnisse

Die Geschlechterverteilung und die ethnische Verteilung waren zwischen den Gruppen ähnlich. Im Vergleich zu Gruppe B (n = 3471) waren die Patienten in Gruppe A (n = 557) jedoch jünger und hatten eher folgende Merkmale:

Prämenopause
ECOG PS-Score von 1 oder 2+ und
vorherige Mastektomie, Bestrahlung und Chemotherapie.5

Im Vergleich zu Gruppe B (n = 3471) hatten Patienten in Gruppe A (n = 557) zu Studienbeginn mit größerer Wahrscheinlichkeit

eine Chemotherapie erhalten und
einen Oncotype DX Breast Recurrence Score von > 25 (falls getestet).5

Es gab statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen bei den Schätzungen der kumulativen Inzidenzfunktionen der Nichtpersistenz (p < 0,001).5 Kumulative Inzidenz von Nichtpersistenz in den Jahren 1–5 nach Beginn der endokrinen Therapie zeigt die kumulative Inzidenz der Nichtpersistenz in den Jahren 1–5 nach Beginn der ET.5

Kumulative Inzidenz von Nichtpersistenz in den Jahren 1–5 nach Beginn der endokrinen Therapie5
Risikogruppe, % (SE)	Kumulative Inzidenz der Nichtpersistenza
Risikogruppe, % (SE)	1 Jahr	2 Jahre	3 Jahre	4 Jahre	5 Jahre
Gruppe A – hohes Risikob	7,3 (1,1)	11,7 (1,4)	16,9 (1,8)	20,9 (2,0)	28,2 (2,5)
Gruppe B – kein hohes Risikoc	9,6 (0,5)	14,6 (0,6)	19,3 (0,7)	24,6 (0,9)	43,6 (1,3)

Abkürzungen: ET = endokrine Therapie; SE = Standardfehler (standard error).

aEs wurde von einem Abbruch der ET ausgegangen, wenn Patienten nach ihrem letzten Behandlungsdatum eine Behandlungslücke von > 90 Tagen hatten. Patienten, deren letzte ET ≤ 90 Tage nach September 2020 stattgefunden hatte, wurden zensiert. Rezidive oder Todesfälle während der ET wurden bei der Schätzung der kumulativen Inzidenzfunktionen der Nichtpersistenz als konkurrierende Risiken behandelt.

bN = 557.

cN = 3471.

Insgesamt schlugen die Autoren vor, dass Patienten mit hohem Rezidivrisiko eine höhere ET-Behandlungspersistenz (TP) aufweisen als Patienten mit geringerem Risiko. Der steile Anstieg der 5-Jahres-Nichtpersistenz in der Gruppe mit niedrigerem Risiko kann mit der Annahme zusammenhängen, dass Patienten mit geringerem Rezidivrisiko die ET nicht über längere Zeiträume fortsetzen müssen. Obwohl bei Patienten mit hohem Risiko eine größere Persistenz bestand, sollten Interventionen zur Verbesserung der TP des Patienten dennoch in Betracht gezogen werden.5

Referenzen

1Method M, Rider A, Williams R, Brown J. Genomic testing, biomarkers and treatment patterns in early breast cancer. Poster presented at: Annual Meeting of the European Society for Medical Oncology (ESMO Virtual); September 19-21, 2020. Accessed September 15, 2020. https://cslide.ctimeetingtech.com/esmo2020/attendee/confcal_2/presentation/list?q=174P

2Brown J, Williams R, Rider A, et al. Multi-country study of the use of genomic assays in HR+, HER2- early breast cancer and characteristics of patients tested. Poster presented at: 43rd Annual San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS); December 8-11, 2020; San Antonio, TX. Accessed May 17, 2021. https://www.abstractsonline.com/pp8/#!/9223/presentation/1021

3Brown J, Scardo S, Method M, et al. The use of Ki67 testing and scoring in HR+, HER2- early breast cancer. Poster presented at: Annual Meeting of the European Society for Medical Oncology (ESMO Virtual); September 19-21, 2020. Accessed September 15, 2020. https://cslide.ctimeetingtech.com/esmo2020/attendee/confcal_2/presentation/list?q=181p

4Nelson D, Brown J, Morikawa A, Method M. Breast cancer-specific mortality in early breast cancer as defined by high-risk clinical and pathologic characteristics. PLoS One. Published online February 25, 2022. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0264637

5Sheffield K, Vitko A, Brown J, et al. Persistence with adjuvant endocrine therapy in patients with early breast cancer at high risk of recurrence: a US-based real-world study. Poster presented at: 45th Annual San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS); December 6-10, 2022; San Antonio, TX. Accessed December 8, 2022. https://www.sabcs.org/Portals/SABCS2016/2022%20SABCS/Thursday%20AM.pdf?ver=2022-11-22-07345

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